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Produktionsplanung: Experten-Interview mit Kai Stindt

Wie gelingt Produktionsplanung in der Praxis? Experte Kai Stindt erklärt Erfolgsfaktoren, Herausforderungen und Lösungen für produzierende Unternehmen. 

Empfehlungen für Produktionsplanung:

– Produktionsplanung sorgt für effiziente Gestaltung und Steuerung von Fertigungsprozessen.
– Sie umfasst die Planung von Mengen, Zeitplänen, Kapazitäten und Betriebsmitteln.
– Ziel ist eine wirtschaftliche, störungsfreie Produktion durch optimale Ressourcennutzung.
– Die technische Lösung sollte erst nach vollständigem Prozessverständnis entwickelt werden.
– Häufiges Missverständnis: Fokus liegt zu stark auf Investitionskosten, statt auf Produktionskosten pro Stück.
– Faktor Mensch: Konstruktive Kommunikation und Zusammenarbeit sind entscheidend für den Projekterfolg.
– Für die Umsetzung von Projekten empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit einem Expertennetzwerk wie den item pluspartnern.

 

 

Kai Stindt, Gründer und Geschäftsführer ENABLE Production Consulting

Kai Stindt ist Gründer und Geschäftsführer der ENABLE Production Consulting UG & Co. KG. Seit über 30 Jahren ist er in der Automatisierung und im Sondermaschinenbau tätig. Dabei liegt sein Fokus auf der Planung und Beratung rund um die Entwicklung von Montageprozessen und Automationsanlagen. Schon früh hat er mit PLAN B ein eigenes Unternehmen aufgebaut, das zu den item pluspartnern gehört. Mit ENABLE Production Consulting bietet Kai Stindt jetzt unabhängige und ganzheitliche Unterstützung für produzierende Unternehmen: von Fertigungsstrategien bis hin zur Beratung bei der Betriebsorganisation. Seine jahrzehntelange Erfahrung macht ihn zum idealen Gesprächspartner für ein Interview zum Thema Produktionsplanung.

 

Expertennetzwerk für industrielle Lösungen

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Definition: Was ist Produktionsplanung?

Die Produktionsplanung ist ein Verfahren innerhalb des Produktionsmanagements, das auf die effiziente Gestaltung und Lenkung von Fertigungsprozessen abzielt. Sie beinhaltet die Planung von Mengen, Zeitplänen, Kapazitäten und Mitteln, um die Fertigung von Produkten oder die Bereitstellung von Dienstleistungen bestmöglich zu organisieren. Durch eine Nachfrageprognose und den effektiven Einsatz von Ressourcen soll eine gleichermaßen störungsfreie und wirtschaftliche Produktion sichergestellt werden.

Lean Production und Produktionsplanung sind eng verknüpft. In der item Academy finden Sie zahlreiche Online-Trainings zu den Grundlagen der schlanken Produktion. Beispielsweise lernen Sie im Online-Training zu One-Piece-Flow, wie Sie bei der manuellen Fertigung bis zu 80 % der Durchlaufzeit einsparen. Eine kürzere Durchlaufzeit steigert die Produktivität, senkt Kosten und erhöht die Produktqualität. Für die Nutzung der item Academy benötigen Sie lediglich ein item Benutzerkonto.

Produktionsplanung in der Praxis

Herr Stindt, wie gehen Sie Produktionsplanung an?

„Für mich beginnt Produktionsplanung immer beim Produkt. Das bedeutet: Ich starte mit der Analyse des Produkts hinsichtlich der Montierbarkeit und schaue mir den Montageprozess an. Dafür erstelle ich einen Vorranggraph. Und ich schaue mir die Projektvorgaben sehr genau an. Hierzu zählen Aspekte wie die Stückzahlen, aber auch das Umfeld, in dem eine Anlage entstehen soll. All diese Bedingungen, inklusive der Produktkennzahlen oder Eigenschaften, ergeben die Basis für die Planung.

Für mich steht das vollständige Verständnis des Prozesses an erster Stelle. Erst danach entwickle ich die passende technische Lösung. Manche Kunden erwarten, dass man sofort eine fertige Lösung präsentiert. Doch als unabhängiger Berater ist es mein Ziel, die Lösung mit den wenigsten Kompromissen zu finden.“

Gibt es aus Ihrer Sicht ein häufiges Missverständnis bei der Produktionsplanung?

„Neben technischen und organisatorischen Aspekten berücksichtige ich auch die wirtschaftlichen Faktoren. Aus meiner Sicht wird oft zu stark auf reine Investitionskosten geachtet und zu wenig auf die Produktionskosten pro Stück.

Ziel sollte es sein, die Produktionskosten pro Stück so gering wie möglich zu halten. Also nicht nur darauf zu achten, wie viel Geld im Moment zur Verfügung steht. Letztlich bilden die Investitionskosten nur einen kleinen Teil der Wirtschaftlichkeit ab.“

Aus meiner Sicht wird oft zu stark auf reine Investitionskosten geachtet und zu wenig auf die Produktionskosten pro Stück.

Wie begleiten Sie die Umsetzung eines Projekts?

„Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Der klassische Weg ist, dass ich mit dem Kunden gemeinsam ein Lastenheft entwickle. Es enthält alle Angaben von der technischen Beschreibung über kaufmännische Rahmenbedingungen bis hin zu Werkzeugen und organisatorischen Themen. Damit kann man in den Markt gehen und die Anlage anfragen. Häufig ist an dieser Stelle mein größter Nutzen getan.

Eine andere Möglichkeit: Ich begleite das Projekt in der Ausschreibungsphase weiter und agiere als neutraler Berater. Dann mache ich Angebotsvergleiche und nehme an Verhandlungen mit Anbietern teil. Es ist ebenfalls möglich, dass ich die gesamte Bauphase begleite und Kunden bis zum Start der Produktion berate.

Es gibt selten Projekte, bei denen ich von Anfang bis Ende involviert bin. Häufig stoße ich bei Projekten hinzu, die sich bereits in der Umsetzung befinden. Dann begleite ich sie für einen Teil des Weges.

Eine andere Variante ist die Zusammenarbeit mit Partnerfirmen, wie zum Beispiel mit solchen aus dem item pluspartner Netzwerk.“

Partnerschaftliche Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg

Als ehemaliger item pluspartner sind Sie ja mit der Profiltechnik von item bestens vertraut. Wo sehen Sie die entscheidenden Vorteile?  

„Die Möglichkeiten, die sich durch das item Portfolio ergeben, sind exzellent. Zusätzlich bietet item einen sehr guten Service und ist ein verlässlicher Partner.

Neben klassischen Aluprofilen gibt es bei item viel zu entdecken, die Bandbreite ist riesig. Dafür wird viel Entwicklungsleistung aufgewandt. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, welche Neuheiten erscheinen.

Wenn es nicht bereits eine Kundenvorgabe gibt, empfehle ich natürlich item als Partner für Profiltechnik. Je nach Projekt können dann ebenfalls item pluspartner hinzukommen. Da stelle ich gerne einen Kontakt her.“

Die Möglichkeiten, die sich durch das item Portfolio ergeben, sind exzellent. Zusätzlich bietet item einen sehr guten Service und ist ein verlässlicher Partner.

Wie wichtig sind Kooperationen grundsätzlich für Sie?

„Dieser Faktor ist für mich sehr wichtig. Hier unterscheide ich zwischen ‚Netzwerk‘ und ‚Konsortium‘. Unter einem Netzwerk verstehe ich, dass man die Anderen kennt und weiterempfiehlt, wenn sich das passende Projekt ergibt. Das mache ich gerne.

Für ENABLE Production Consulting möchte ich ein Konsortium aufbauen. Damit ist gemeint, dass es einen Zusammenschluss verschiedener Fachleute mit korrespondierenden Expertisen gibt. Alle machen das, was sie am besten können. Verknüpft wird das durch die Klammer ‚Produzierendes Unternehmen‘.

Wenn ich sehe, dass etwas nicht meiner Expertise entspricht, dann weiß ich genau: Ich kann jemanden aus dem Konsortium hinzuziehen, der das Ganze hervorragend macht. Beispielsweise beim Thema Logistikplanung. Umgekehrt empfiehlt mich dann der Logistikexperte, wenn es um die Planung einer Montageanlage geht. Die Zusammenarbeit ist nicht rechtlich geregelt, aber von gegenseitigem Vertrauen und Verbindlichkeit geprägt. Es geht um feste Partner, die immer wieder zusammenarbeiten.“

Ganzheitliche Beratung für produzierende Unternehmen: ENABLE Production Consulting
ENABLE Production Consulting zielt auf eine ganzheitliche Beratung für produzierende Unternehmen ab (Bild: ENABLE Production Consulting).

Produktionsplanung zwischen Know-how und Innovation

Welche Fähigkeiten und Eigenschaften helfen Ihnen bei Ihrer Arbeit weiter?

„Ich glaube, dass ich sehr gut Lösungen selbst für Branchen finden kann, die mir zunächst fremd sind. Denn ich kann gut und schnell kombinieren. Dabei helfen mir Abstraktionsvermögen, Kombinatorik und jahrzehntelange Erfahrung.

Ich hinterfrage bestehende Prozesse kritisch und prüfe, ob sie tatsächlich notwendig sind. Durch meine Außenperspektive kann ich unabhängig von gewohnten Strukturen neue Impulse und Ideen einbringen.“

Welcher Faktor wird aus Ihrer Sicht bei der Produktionsplanung eher unterschätzt?

„Ein ganz wesentlicher Faktor ist sicherlich der Mensch. Technische Probleme sind selten die Ursache für das Scheitern von Projekten. Viel entscheidender sind Herausforderungen im menschlichen Miteinander.

Als externer Berater kann man in verfahrenen Situationen gut Knoten lösen und den Blick wieder auf die technische Ebene lenken. Es geht mir nicht darum, wer Schuld hat, sondern um die Ziele des Projekts.

Letztlich muss man beides betrachten: Technik und Themen wie Betriebsorganisation und Kommunikation. Darauf lege ich bei ENABLE Production Consulting großen Wert.“

Als externer Berater kann man in verfahrenen Situationen gut Knoten lösen und den Blick wieder auf die technische Ebene lenken.

Gibt es aktuelle Trends, die Sie besonders interessieren?

„Grundsätzlich bin ich bei Trends vorsichtig. Die Lösung muss immer zur Herausforderung passen. Fahrerlose Transportsysteme (FTS) und Autonomous Mobile Robots (AMRs) haben ja wirklich einen Technologiesprung gemacht. Hier dürfte die Anwendung noch sehr viel einfacher werden. Das kann wirklich einen Vorteil bringen, vielleicht auch in Kombination mit Cobots.

Ein weiteres interessantes Thema sind KI-Lösungen. Damit wird nicht nur die Softwareprogrammierung viel einfacher. Ich kann mir vorstellen, dass man mit KI-Anwendungen bei der Prozessplanung einen entscheidenden Schritt nach vorne machen kann.“

Produktionsplanung für moderne Produktionsprozesse
Moderne Produktionsprozesse entstehen durch innovative Technologien, bewährte Konzepte und kreative Ideen (Bild: ENABLE Production Consulting).

Häufige Fragen zur Produktionsplanung

Was sind die Ziele der Produktionsplanung?

Die Produktionsplanung zielt darauf ab, eine effiziente und reibungslose Produktion zu gewährleisten: Ressourcen wie Material, Maschinen und Personal müssen optimal eingesetzt werden, um die Kundennachfrage zu erfüllen. Weitere Ziele sind die Minimierung von Kosten, die Einhaltung von Lieferterminen, die Vermeidung von Engpässen und die Steigerung der Produktivität.

Welche Aspekte umfasst die Produktionsplanung?

Sie beinhaltet die Planung von Mengen, Zeitplänen, Kapazitäten und Betriebsmitteln.

Warum sollte eine technische Lösung erst nach vollständigem Prozessverständnis entwickelt werden?

Nur ein umfassendes Verständnis des gesamten Prozesses ermöglicht es, eine technische Lösung zu finden, die mit möglichst wenigen Kompromissen auskommt.

Was ist ein häufiges Missverständnis bei der Produktionsplanung?

Oft liegt der Fokus zu stark auf Investitionskosten, während die Produktionskosten pro Stück vernachlässigt werden.

Welche aktuellen Trends beeinflussen die Produktionsplanung?

Technologien wie fahrerlose Transportsysteme (FTS), Autonomous Mobile Robots (AMRs) und KI bieten neue Möglichkeiten für die Produktion. Entsprechende Lösungen müssen aber immer zur jeweiligen Herausforderung passen.

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