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Recht auf Reparatur: Was bedeutet das für Unternehmen?

Marius Geibel, Produktmanager und Ergonomie-Experte bei item
Marius Geibel, Produktmanager und Ergonomie-Experte bei item.

Reparieren statt wegwerfen: Das „Recht auf Reparatur“ steht in den Startlöchern. Doch was bedeutet das für Herstellung und Aufbereitung? Und wie sollten Arbeitsplätze für die Reparatur gestaltet sein? Wir haben unseren Experten für Sie gefragt.

35 Millionen Tonnen Müll – stellen Sie sich diese Menge einmal bildlich vor. Zum Vergleich: Für dieses Müllaufkommen müsste jeder Mensch auf der Erde (ca. 8 Milliarden) etwa 22 Smartphones besitzen. Das ist eine Menge. So viel Abfall entsteht jedes Jahr in der EU, davon sind fast fünf Millionen Tonnen Elektroschrott. Denken Sie einmal darüber nach: Wie lange funktioniert Ihr Handy, bevor es den Geist aufgibt? Bei defekten Geräten erscheint eine Reparatur häufig unmöglich oder unwirtschaftlich. Das ist ein bekanntes Problem. Ein neues Gesetz soll das ändern: das Recht auf Reparatur. Das Gesetz wirft viele Fragen auf: Was genau ist das Recht auf Reparatur? Für welche Produkte gilt es? Und was bedeutet es für Unternehmen?

Fest steht: Wer künftig Produkte reparieren will, muss über entsprechende Arbeitsplätze verfügen. Wenn Sie noch nicht über eine eigene Reparaturwerkstatt verfügen, eröffnen sich ganz neue Geschäftsmöglichkeiten. Denn darauf kommt es an, wie unser Arbeitsplatz-Experte Marius Geibel berichtet.

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Was ist das Recht auf Reparatur und für welche Produkte gilt es?

„Das Recht auf Reparatur ist eine neue EU-Richtlinie: Der dazugehörige Vorschlag ist am 1. Juli 2024 in Kraft getreten. Für die Umsetzung in nationales Recht haben die EU-Mitgliedstaaten jetzt zwei Jahre Zeit. Die Frist endet am 31. Juli 2026. Die neue Richtlinie verpflichtet Unternehmen, ihre Produkte auch nach Ablauf der gesetzlichen Gewährleistungsfrist zu reparieren.

Damit soll mehr repariert statt ausgetauscht werden. Nach einer Reparatur verlängert sich die gesetzliche Gewährleistungsfrist um ein Jahr. Zusätzlich müssen den Verbraucherinnen und Verbrauchern Ersatzgeräte, Werkzeuge und Reparaturinformationen zur Verfügung gestellt werden. Das Ziel der neuen Richtlinie: die Lebensdauer von Produkten zu verlängern und Elektroschrott zu reduzieren.

Das Recht auf Reparatur soll die Lebensdauer von Produkten verlängern und Elektroschrott reduzieren.

Das Recht auf Reparatur gilt zunächst für Haushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik und IT-Produkte (z. B. Waschmaschinen, Staubsauger, Handys, Schweißgeräte und Server). Die Liste der betroffenen Produkte soll kontinuierlich erweitert werden. Langfristig sollen möglichst viele Geräte erfasst werden. Und was bedeutet das für die Verbraucherinnen und Verbraucher? Sie profitieren von geringeren Kosten und einer längeren Lebensdauer der Produkte.“

Was bedeutet die Richtlinie für die Herstellung?

„Die Herstellerinnen und Hersteller müssen jetzt Reparaturleistungen anbieten. Dies kann direkt, über Servicebetriebe oder über unabhängige Werkstätten erfolgen. Bei der Herstellung von Produkten ist darauf zu achten, dass eine Reparatur überhaupt möglich ist. Viele kennen das Problem: Der Akku des Handys ist kaum auszutauschen. Zukünftig müssen die Geräte so entworfen werden, dass sie reparaturfreundlich sind. Ersatzteile müssen bereitgestellt und für die Verbraucherinnen und Verbraucher zugänglich gemacht werden. Informationen für die Reparaturen müssen ebenfalls besser verfügbar sein.

Bei der Herstellung von Produkten ist darauf zu achten, dass eine Reparatur überhaupt möglich ist.

Das Gesetz sieht eine Verlängerung der gesetzlichen Gewährleistung nach einer Reparatur vor. Das ist ein großes Plus für die Verbraucherinnen und Verbraucher: Sie profitieren länger von ihren Geräten. Neben der finanziellen Einsparung trägt das Gesetz zur Nachhaltigkeit bei. Wertvolle Rohstoffe werden geschont und Elektroschrott reduziert. Einige Länder und Bundesländer unterstützen diese Maßnahmen finanziell. Das bietet den Herstellern zusätzlichen Anreiz, sich schnell anzupassen. Dennoch haben die Hersteller nur eine Übergangsfrist von zwei Jahren: Das ist ein sehr geringer Zeitraum für einen Produktentwicklungszyklus.“

Worauf kommt es bei der Gestaltung von Reparaturarbeitsplätzen in Werkstätten an?

„Ein Reparaturarbeitsplatz muss effizient und ergonomisch gestaltet sein. Im Gegensatz zur Produktion stehen hier Werkzeuge und schnelle Informationen im Vordergrund. So bietet ein idealer Arbeitsplatz schnellen Zugriff auf alle benötigten Werkzeuge, verschiedenste Ersatzteile und Anleitungen: Jeder Handgriff sollte wertschöpfend sein.

Ein Reparaturarbeitsplatz muss effizient und ergonomisch gestaltet sein. Im Gegensatz zur Produktion stehen hier Werkzeuge und schnelle Informationen im Vordergrund.

Hier kann das item Arbeitsplatzsystem seine Stärken voll ausspielen. Es ermöglicht die strukturierte Bereitstellung von Werkzeugen auf engstem Raum. Effiziente Informationssysteme unterstützen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die ergonomische Gestaltung sorgt dafür, dass die Mitarbeitenden gesund und produktiv bleiben: Eine aufgeräumte und gut strukturierte Umgebung ist für die Reparatur von Produkten entscheidend.“

Das item Arbeitsplatzsystem ist optimal für Reparaturarbeitsplätze geeignet
Das item Arbeitsplatzsystem ist optimal für Reparaturarbeitsplätze geeignet.

Wie können Produktionsunternehmen von einer optimierten Arbeitsplatzgestaltung profitieren?

„Die Hersteller- und Aufbereitungsunternehmen werden durch das neue Reparaturrecht vor andere Herausforderungen gestellt. Der Wettbewerb wird intensiver: So ist die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wichtiger denn je. Eine optimierte Arbeitsplatzgestaltung kann hier den Unterschied machen. Ein gut ausgestatteter Arbeitsplatz mit den richtigen Werkzeugen und schnellen Informationssystemen steigert die Effizienz und senkt die Kosten.

Das item Arbeitsplatzsystem bietet maßgeschneiderte Lösungen speziell für Reparaturarbeiten.

Das item Arbeitsplatzsystem bietet maßgeschneiderte Lösungen speziell für Reparaturarbeiten. Ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze fördern die Gesundheit und Produktivität der Mitarbeitenden. Zusätzlich steigern effiziente Prozesse die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. So bietet das Recht auf Reparatur für Herstellungs- und Aufbereitungsunternehmen eine Chance: ihre Abläufe zu optimieren und die Kundenzufriedenheit sowie -bindung zu stärken.“

Welche Erfahrungen hat item mit der Bereitstellung von Arbeitsplätzen für Reparaturwerkstätten?

„item hat viel Erfahrung in der Bereitstellung von kundenspezifischen Arbeitsplätzen für Reparaturarbeiten. Dies zeigt sich besonders bei hochpreisigen Geräten. Ein herausragendes Beispiel ist die Zusammenarbeit mit Olympus Medical Products Portugal. In einem neuen Reparaturwerk werden Endoskope repariert und gewartet. Dafür haben wir über 200 Arbeitsplätze genau auf die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgestimmt. Das umfasst eine Fläche von über 1000 m². Bei Olympus können die Reparaturen jetzt effizient und optimal durchgeführt werden.“

Was ist Ihr persönliches Fazit zur neuen Richtlinie?

„Das neue Gesetz ist ein guter Schritt in die richtige Richtung. Es ist kundenfreundlich und umweltfreundlich: Die Lebensdauer von Produkten wird verlängert und Ressourcen werden gespart. Ich repariere selbst gerne. Es ist motivierend, einem defekten Produkt ein zweites Leben zu geben. Wenn das verpflichtend wird, profitieren Mensch und Umwelt gleichermaßen.

Das neue Gesetz ist ein guter Schritt in die richtige Richtung. Es ist kundenfreundlich und umweltfreundlich.

Ich hoffe, dass das Gesetz keine größeren Lücken aufweist und später möglichst viele Produkte erfasst. Die Unternehmen stehen eindeutig unter Zugzwang: Die Anpassung könnte eine Herausforderung sein. Es wird interessant sein zu sehen, wie sie darauf reagieren und ob neue Dienstleistungsunternehmen entstehen. Insgesamt sehe ich das Gesetz als wichtigen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz.“

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